Gesundheit in Lingenau – ein Rückblick
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass das Thema Gesundheit in Lingenau Spuren hinterlassen hat. Nicht erst in jüngeren Jahren und mit dem Wellness- und Fitness-Boom wird auf Gesundheit geachtet. Schon in früheren Zeiten hatten Badehäuser, Wundärzte und die Kreuzschwestern Hochbetrieb.
Badehäuser
Badehäuser gab es im Bad Hohl und im ehemaligen Gasthof Gemsle. Bereits 1567 wird von einer Badanstalt im Bad Hohl berichtet. Kunden aus Nah und Fern erhofften sich aufgrund der eisenhaltigen Quellen Heilung und Linderung verschiedenster Beschwerden. Der „Kurbetrieb“ wurde 1940 eingestellt.
Das Gemsle bot um die Jahrhundertwende Baderäume, in denen sich die Lingenauer Bevölkerung an hohen Feiertagen ein Bad gönnte.
Ärztliche Versorgung
Die Existenz von Wundärzten in Lingenau wurde zum ersten Mal 1817 erwähnt. Es gab zwei Klassen von Wundärzten: solche welche das höhere Fach der Wundheilkunde erlernt haben und solche der niederen Wundarztheilkunde mit nur einem zweijährigen Lehrkurs. Um die Existenz zu sichern, war es im 18. und 19. Jahrhundert durchaus üblich, dass die Wundärzte einem zweiten Beruf, wie z.B. Gastwirt oder Nebenerwerbsbauer nachgingen. Der Bregenzerwald, speziell der Vorderwald, hatte damals überhaupt die beste medizinische Versorgung von ganz Vorarlberg und erinnerte an städtische Bedingungen. 1831 verfügten 11 Gemeinden über eine ärztliche Versorgung, 1871 bereits 14 Gemeinden. Das Verhältnis „Arzt zu Einwohner“ betrug zur der Zeit „1 zu 1.200“. Auffallend war auch der hohen Anteil an promovierten Ärzten.
1904 übernahm der Hittisauer Sprengel- bzw. Gemeindearzt Dr.med. Josef Luger auch die ärztliche Betreuung von Lingenau. 1978 erhielt dann Lingenau einen eigenen Gemeindearzt. In den 70-er Jahren wurde durch die Gründung des Kur- und Gesundheitscenters eine neue Sprengelteilung notwendig und Lingenau eine eigene Kassenstelle für eine praktischen Arzt zugesprochen. Dr.med. Hannes Stecher praktizierte anfangs im Gemeindehaus, bis er dann eine eigene Praxis erbaute. Nach seinem Ruhestand 2008 übernahm Dr. Klaus Grimm die Gemeindearztstelle und praktiziert heute in einer neuen Arztpraxis im „hofhus“.
Private Krankenpflege
Die erste Privatkrankenpflege in Lingenau erfolge durch die Kreuzschwestern. Pfarrer Markus Schelling hatte während des 2. Weltkrieges um Unterstützung gebeten. Und so wurden von den Kreuzschwestern in Hall zuerst eine dann zwei Schwestern zur Mitarbeit in der Pfarre und Pflege von schwer Kranken entsendet. Nach 1945 konnten sie sich dann ganz der Krankenpflege widmen. Die Schwestern hatten einen Teeschrank mit über 100 Teesorten und Heilkräutern. Medikamente waren damals nicht nur teuer und schwer zu bekommen, sie mussten auch erst von Bregenz mit hohem Zeitaufwand geholt werden. 1967 wurde die Privatkrankenpflege aufgrund von Schwesternmangel durch das Mutterhaus in Hall gekündigt.
Auch im Entbindungsheim, das von 1962 bis 1986 von Hedwig Eberle betrieben wurde, war reger Betrieb. Die Gemeindehebamme war für die Orte Lingenau, Langenegg, Krumbach, Riefensberg und Sibratsgfäll zuständig. Ca. an die 70 Geburten wurden pro Jahr verzeichnet. Von anfangs 2 – 3 Betten wurde die Anzahl auf 5 – 7 Betten erhöht, wobei zeitweise alle Betten belegt waren. Über 1500 Kinder haben mit Hilfe von Hedwig Eberle das Licht der Welt erblickt.
Kurort
Bereits in früheren Zeiten wurde Lingenau immer wieder als Luftkurort angepriesen. 1976 eröffnete die Gemeinde das Hallenbad. Das darin befindliche „Kur- und Gesundheitszentrum“ wurde von Hans Hammerer aufgebaut und knapp 30 Jahre lang erfolgreich geleitet. Nach zweijährigem Umbau des Gebäudes und Anbau eines 60-Betten-Hotels wurde es 2004 als AQUA MOUNTAIN Gesundheits- und Badepark wiedereröffnet und im Jahr 2006 an die Lingenau Wellness GmbH unter der Führung der Familie Frick (Kurhotel Bad Reuthe) verkauft. Heute trägt es den Namen „Vitalhotel Quellengarten“.
In den vergangen Jahren wurde die Gesundheitsinfrastruktur weiter ausgebaut. Neben verschiedensten Fachärzten und Therapeuten siedelte sich auch eine öffentliche Apotheke in Lingenau an. Nicht nur Lingenau, sondern die gesamte Region profitiert von dieser Entwicklung.
Auch die örtlichen Vereine tragen zur Gesundheit der Bevölkerung bei und bieten mit ihrem Angebot Jahr für Jahr eine breite Palette an Möglichkeiten, sich körperlich zu betätigen oder den Geist und das Wissen zu erweitern. Für eine gute „soziale Gesundheit“ sind Vereine unentbehrlich.
Prof. Hans Hammerer, Friedl Lipburger